ZiegenAngekommen. Das Landleben beginnt. Anfangs vor allem mit in Plastik eingeschweißten Gurken, Milch aus dem Tetrapak und Enttäuschung auf dem Teller.

Wir sind aufs platte Land gezogen in ein großes, altes Haus mit Garten, besser gesagt Land, aus dem man einen Garten machen kann. Zugegebenermaßen war der Zeitpunkt im Herbst, kurz vor dem Einbruch des schlechten Wetters, nicht gerade klug gewählt. Aber manchmal geht es einfach nicht anders. Vom großen Gartenglück war bisher also nicht die Rede, geschweige denn von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten oder auch nur aus dem vom Nachbarn oder aus der direkten Umgebung.

Als Großstädterin mit Sehnsucht nach Natur, nach Garten, nach mehr als nur grüne Tomaten vom Nordbalkon und nach viel Platz auf der grünen Wiese habe ich vom Landleben nur in diesen Dimensionen geträumt. Klar, dass das Zeit braucht. Dennoch habe ich es mir anfangs anders vorgestellt, wenn wir erst einmal auf dem Land sind ……

Derzeit regnet es viel und wir sind meistens drinnen. Die anderen auch. Zwar lernen wir dennoch immer mehr Nachbarn aus dem Dorf und Leute aus den umliegenden Ortschaften kennen. Doch auch das braucht Zeit, umso mehr in einer derart dünn besiedelten und strukturschwachen Region, in die es uns verschlagen hat. Die Leute sind offen und herzlich, aber es ist nun einmal Winter.

Statt Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, auf das wir uns so freuen, gibt es derzeit vor allem welches aus dem Supermarkt. Der Wochenmarkt ist leider nicht um die Ecke und der Bioladen niemals so gut bestückt wie die in der Großstadt (und ehrlich gesagt sehr teuer und die Ware ist oft kurz vor dem MHD). Im Supermarkt gibt es Bio-Lebensmittel fast nur abgepackt. Sogar Äpfel und Möhren sind nur in Tüten fertig abgewogen zu haben. So viel Plastik wie jetzt habe ich noch nie gekauft. Milch gibt es nur in Tetrapaks und auch nur die homogenisierte. In Berlin habe ich immer darauf geachtet, Milch und Joghurt nur in Flaschen und Gläsern zu kaufen. Hier keine Chance. Noch nicht.

Der ersten Enttäuschung, dass man auf dem Land in Sachen Frischwaren-Einkauf scheinbar schlechter versorgt ist als in der Stadt, folgt nun der Pragmatismus. Mein Traum von Eiern von nebenan, von der Milch direkt vom Bauern und vom Apfel direkt vom Baum in den Mund ist noch nicht geplatzt. Nur ein bisschen Luft ist raus.

Man muss hier ganz praktisch denken, muss die Leute fragen und direkt sagen, was man will. Denn die guten Bio-Kartoffeln direkt vom Bauern gibt es. Es gibt sie aber nicht im Laden, sondern eben direkt auf dem Bauernhof. Im Laden bzw. Supermarkt landet das Standardsortiment von Edeka, Rewe und wie sie sonst noch heißen. Da gibt es Milch aus der Großmolkerei und Käse aus dem Ausland und sicher nicht vom Kleinbauern mit Mini-Käseküche aus der Region. Wenn diese Produkte in den Handel gehen, dann in die Großstadt, in die Markthallen dort oder die Bio-Supermärkte, die immer mehr Zulauf haben. Auch wir haben bis vor kurzem dort eingekauft. Und wir dachten, das geht noch besser – umweltbewusster, unabhängiger und natürlicher.

Ich bin immer noch der Meinung, dass das geht. Aber bis es soweit ist, muss man einiges selbst machen – organisieren, kommunizieren und machen eben: anpacken, umgraben, sähen und ernten und abwarten.

Mittlerweile haben wir Nachbarn kennengelernt, die Ziegen haben und eigenen Ziegenkäse, den wir direkt dort ab Hof kaufen können. Die Ziegen haben uns (siehe Foto) auch schon bei der sehr fundamentalen Gartenarbeit geholfen, die wir bisher schon leisten konnten: alles platt machen, Brombeerwälder durchkämpfen und alte Zäune niederreißen. Für einige Tage durften sie unseren Garten nach Herzenslust kahl fressen.

Kürzlich kam dann auch eine Nachbarin vorbei und hat uns eine Liste gebracht mit Telefonnummern derjenigen in den umliegenden Orten, die Eier, Milch, Fleisch und Holz quasi an der Haustür verkaufen. Hier ganz in der Nähe gibt es außerdem noch einen Fleischer, der direkt bei sich schlachtet und sich nicht vorrangig im Großhandel versorgt. An allem weiteren – am Traum vom grünen, unabhängigen und freien Landleben – arbeiten wir noch. Und zwischendurch bleibt auch der Kontakt zur Großstadt (und zu den dortigen Bio-Läden) bestehen und tut mal ganz gut.

Ich werde weiter berichten.