Im Laufe der Jahre wurde von den Züchtern eine Vielzahl von Aufzuchtmethoden entwickelt. Fast jeder bedeutende Züchter hat sein eigenes Verfahren. Dabei muss gesagt werden, dass früher vieles umständlicher und mit mehr Beiwerk durchgeführt wurde, als es heute üblich ist.
Bei der Wahl des Aufzuchtverfahrens spielen viele Faktoren eine Rolle. An erster Stelle steht dabei die Anzahl der zu erzeugenden Königinnen. Einen nicht unbedeutenden Einfluss hat aber auch die Betriebsweise. Weitere Faktoren sind die Verfügbarkeit des Zuchtstoffs, die Jahreszeit und die klimatische Lage, in der der Züchter arbeitet. Gerade dieser letzte Punkt wird häufig zu wenig beachtet. In warmen und milden Regionen läuft alles sehr viel problemloser als in ungünstigen Lagen.
Es gibt viele bewährte Aufzuchtverfahren, die der einzelne Züchter mehr oder weniger für seine speziellen Bedürfnisse modifiziert.

Zucht im Pflegevolk mit 9 Tage gesperrter Königin

Dieses Verfahren ist besonders dort geeignet, wo in Blätter- oder anderen Hinterbehandlungsbeuten gearbeitet wird. Es beruht darauf, die Königin neun Tage vor Zuchtbeginnn abzusperren, um sie dann unmittelbar vor der Zuchtstoffgabe mit der offenen Brut ganz zu entfernen. So ist das Pflegevolk gezwungen, über dem gereichten Zuchtstoff Weiselzellen zu errichten.
Das zum Pflegen vorgesehene Volk soll Brut- und Honigraum gut besetzen. Neun Tage vor Zuchtbeginn sucht man die Königin und setzt sie mit der Brutwabe, auf der sie sich befindet, zunächst seitlich auf den Wabenbock. Dann wird der Honigraum leer geräumt, die Bienen fegt man in den Brutraum. Anschließend gibt man die Brutwabe mit der Königin vom Wabenbock in den Honigraum und rechts und links daneben je zwei Leerwaben, so dass sich im Honigraum fünf Waben befinden. Der restliche Raum wird mit einem Schied abgesperrt oder in Hinterbehandlungsbeuten im Querbau mit dem Fenster abgeschlossen. Das Honigraumflugloch bleibt geschlossen. Vor das Flugloch im Brutraum gibt man ein Absperrgitter, damit keine fremde Königin zufliegen kann. Man achte aber ständig darauf, dass dieses nicht mit Drohnen verstopft wird. Wenn das Pflegevolk im Stapel mit anderen Völkern steht, ist weiterhin zu empfehlen, den Fluglochbereich mit Blenden gegen ein Überlaufen der Pflegevolkbienen in andere Völker abzuschirmen. Neun Tage später ist sämtliche Brut im Brutraum verdeckelt. Jetzt ist die Zeit gekommen, das Pflegevolk zu entweiseln. Zunächst wird der Brutraum auf evtl. angesetzte Nachschaffungszellen durchgesehen. SInd solche vorhanden, was sehr selten der Fall ist, so bricht man diese aus. Eine möglichst brutleere Wabe aus dem Brutraum wird entnommen. Stattdessen gibt man eine Wabe mit ein- bis eineinhalbtägigen Maden und den anhängenden Bienen aus dem Honigraum (jedoch ohne Königin!) nach unten in den Brutraum. Diese Wabe wird mit einem Reißnagel gekennzeichnet und kommt in die Mitte des Brutnestes.
Die Königin gibt man mit einer Brutwabe in einen Ablegerkasten. Der Ableger wird mit Bienen aus anderen Völkern verstärkt (im Mai/Juni ohne Risiko). Keineswegs verwendet man dazu die Ammenbienen aus dem Honigraum. Sie werden für die Pflege der Weiselzellen im Pflegevolk benötigt und sind deshalb in den Brutraum abzufegen. Die anfallenden Brutwaben kann man ohne Bienen mit in den Ableger geben oder auf die Honigräume anderer Völker verteilen, die eine solche Mehrbelastung vertragen. Anschließend wird der Honigraum des Pflegevolkes abgedeckelt.

Zucht über den Vorbrütekasten

Für den Transport von Zuchtstoff eignet sich das Zuchtverfahren über den sog. An- oder Vorbrütekasten am besten. Es ist wirtschaftlich, da man damit sicher arbeitet und einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz angenommener Zellen erzielt. Es beruht darauf, außerhalb des Pflegevolkes in dem Anbrütekasten einen weisellosen Volksteil zu schaffen, dem man die Zellen mit dem Zuchtstoff für die erste Pflege übergibt. Nach 24 Stunden bringt man dann die angenommenen Weiselzellen mit den Pflegebienen in das vorbereitete Pflegevolk, in dem sie bis zum Schlüpfen verbleiben.
Zunächst benötigt man einen Vorbrütekasten. Er lässt sich einfach aus ca. 2 cm starken Brettern herstellen. Ebenso eignet sich eine wasserfeste Spanplatte. Aber auch ein Ablegerkasten ist mit wenigen Handgriffen zu einem Vorbrütekasten umzubauen. Der Anbrütekasten soll drei, besser vier oder fünf Waben im Standmaß fassen. Für eine feste Abstandsregelung der Waben und eine Lüftung vom Boden oder von der Stirnseite her ist zu sorgen. Am einfachsten ist es, den Boden mit einer weitmaschigen, verzinkten Gaze zu benageln. Allerdings soll der Kasten dann auf zwei Leisten stehen, damit ständig von unten her eine Luftzufuhr möglich ist und die Bienen bei der dichten Besetzung nicht verbrausen. Die Abdeckung nach oben erfolgt mit einer ca. 8 mm starken Sperrholzplatte, in der sich die Löcher für die Zuchtstopfen befinden. Es können je nach Anzahl der Waben 36 bis 60 Bohrungen von 17 mm Durchmesser sein. Es eignen sich auch gut die käuflichen Zuchtlatten, die man als Abdeckung nebeneinander legen kann. Zwischen Waben und Deckbrett soll ein lichter Abstand von 3 bis 4 cm bleiben, damit sich die Bienen unter den Näpfchen gut sammeln und diese weiter ausziehen können. Über der Abdeckung sollte noch Raum zur Aufnahme einer Isolierschicht zum Halten der Brutwärme vorhanden sein. Das Ganze kann man mit einem Holzdeckel verschließen. Zweckmäßig ist auch ein Handgriff oder ein Tragegurt.
Das als Pflegevolk vorgesehene Volk soll stark, vital und gesund sein. Vier bis fünf Stunden vor dem eigentlichen Umlarvtermin wird der Anbrütekasten gefüllt. Der Brutkörper des für die Pflege vorgesehenen Volkes wird auf den Wabenbock gestellt und nach der Königin durchgesehen. Die Wabe mit der Stockmutter kommt zurück in die Beute. SInd die meisten Flugbienen von den Waben abgeflogen, fegt man von acht bis zehn Brutwaben mit offener Brut (je nach Größe des Vorbrüters) die Bienen in den Anbrütekasten. Dieser soll gut bis zur Hälfte gefüllt sein. Gerade eine ausreichende Anzahl von Ammmenbienen ist für die Annahme und gute Pflege von ausschlaggebender Bedeutung. Aus Erfahrung kann von einer ungenügenden Besetzung nicht eindringlich genug gewarnt werden. Bei Umlarvtagen erlebt man es immer wieder, dass Imker mit mangelhaft gefüllten Vorbrütern erscheinen. Die Annahme und Pflege sind dann natürlich entsprechend gering, und damit ist die ganze vorbereitende Arbeit umsonst. Selbstverständlich darf die Königin keinesfalls mit in den Vorbrüter gelangen. Zu viele Bienen im Vorbrüter stiften Unruhe und sind für die Pflege der Zellen nutzlos. Daher wird vor allem auf Jungbienen geachtet. Die abgefegten Waben kommen zurück in die Beute.
Zu den Bienen im Vorbrüter gibt man Futterwaben mit einer ausreichenden Menge von Honig und Pollen, der nicht fehlen darf. Dazu kommt eine Wasserwabe. Diese gewinnt man, indem man Wasser auf eine Wabenfläche gießt; durch Klopfen an den Wabenschenkeln entweicht die Luft, und die Zellen füllen sich mit Wasser. Man achte peinlich darauf, das die zugehängten Waben weder Stifte noch Brut enthalten. Andernfalls können die Bienen über offener Brut unerwünschte Weiselzellen errichten und so die Annahme des gebotenen Zuchtstoffes verweigern. Außerdem soll dadurch erreicht werden, dass nur an einer Stelle Brutwärme erzeugt wird, nicht etwas noch über verdeckelter Brut in der unteren Hälfte des Vorbrüters.
Hat man sich davon überzeugt, dass die Waben fest stehen und sich während des Transportes nicht bewegen können, deckt man den Kasten mit dem Einsatz, der die Zuchtstopfen enthält, ab.