Während der Trachtsaison besteht ein Bienenvolk unter normalen Umständen aus einer Königin, etwas 2000 Drohnen und bis zu 50000 Arbeiterinnen. Die Arbeiterinnen sind weiblichen Geschlechts und verrichten zunächst verschiedene Tätigkeiten im Stock bis sie dann außerhalb des geschützten Nestes Pollen und Nektar sammeln. Drohnen gibt es in einem Bienenvolk nur vom Frühjahr bis Ende des Sommers. Sie haben nur die eine Aufgabe, eine junge Königin zu begatten. An den sozialen Aufgaben innerhalb des Bienenstocks sind sie nach jetzigem Wissensstand nicht beteiligt. Die Königin lebt mit bis zu 4 Jahren wesentlich länger als Arbeitsbienen und Drohnen. Über chemische Signale steuert sie den Zusammenhalt des Bienenvolkes.
Als einziges Vollweibchen im Bienenstock ist sie für die Produktion der Nachkommen zuständig. Dazu legt sie im Sommer bis zu 2000 Eier täglich – eine Menge, die ihr Körpergewicht bei weitem übersteigt. Einmal – zu Beginn ihres Lebens – paart sie sich mit bis zu 20 Drohnen, deren Spermien in der Samenblase zur Befruchtung der Eier für das ganze Leben der Königin lebend frisch aufbewahrt werden. Das Bienenvolk besteht also aus zwei Generationen: Der Königin und ihren Töchtern.
Mit ihrem Erbgut und dem der Drohnen, das sie in der Spermathek mit sich führt, beeinflußt die Königin maßgeblich die Eigenschaften ihres Bienenvolkes wie Honigleistung, Sanftmut, Wabensitz, Schwarmneigung und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Deshalb sind heute für eine erfolgreiche Imkerei Königinnen Voraussetzung, die von züchterisch bearbeiteten Völkern mit überdurchschnittlichen Eigenschaften abstammen.
Aber auch die körperliche Beschaffenheit der Königinnen spielt für die Leistungsfähigkeit eines Bienenvolkes eine wichtige Rolle. Nur gesunde, kräftige Königinnen vermögen auch optimale Leistungen zu erbringen.
Für die Aufzucht von Königinnen spielen die Bedingungen im Volk eine wesentliche Rolle. Ob sich aus einer Larve eine Arbeitsbiene oder eine Königin entwickelt, wird von den brutpflegenden Arbeitsbienen in den ersten zwei Tagen nach dem Schlupf aus dem Ei festgelegt. Zuvor sind alle Larven bipotent, d.h. es können daraus Arbeitsbienen oder Königinnen entstehen. Durch Aufweiten der Zellen und weitere Versorgung der Larven mit Weiselfuttersaft (Gelée Royale) wird die Entwicklung zur Königin festgelegt, wohingegen die Larven, aus denen Arbeitsbienen entstehen, ab dem 3. Tag mit einem Honig-Pollen-Gemisch versorgt werden. Außerdem erhält eine Königinnenlarve ein vielfaches der Futtermenge einer Arbeitsbiene.
Auf Grund dieses Mechanismus ist es möglich, dass ein Volk zu jeder Zeit an jedem Ort auf der Wabe bei Verlust der alten Königin aus einer jungen Arbeiterinnenlarve eine Ersatzkönigin aufziehen kann. Diese Tatsache macht man sich bei der künstlichen Aufzucht von Königinnen zu eigen. Darauf bauen die verschiedenen Aufzuchtmethoden auf.